TuS Varrel on tour: Sparkassen-Cup in Gütersloh


Die Sparkasse sponsert alljährlich ein schönes Turnier in Gütersloh. Schon bei der Premiere im Jahr 2009 war ich mit von der Partie, in diesem Jahr fand nun also der 10. Gütersloher Sparkassen-Cup statt. Ehrensache, dass zum Jubiläum auch eine Varreler Rekordbeteiligung mit gleich vier Teilnehmern glückte.
Gemeinsam mit Stefan Menke und Max Weidenhöfer machte ich mich am Freitagnachmittag von Weyhe aus auf den Weg ins beschauliche Ostwestfalen. Die Autobahn wohlweislich meidend, kamen wir entspannt und pünktlich an, bezogen unsere Quartiere und machten uns auf den Weg in den Spielsaal.

Gegeneinander gelost werden konnten wir indes nicht, Stefan spielte im C-Open (unter 1700), während Max sich das B-Turnier (unter 2000) zutraute. Ich fand mich im A-Turnier an Position 22 und damit in der oberen Hälfte gesetzt. Die erste Runde verlief so, wie man es hätte erwarten dürfen. Ich konnte meine Partie gewinnen, wenn auch erst nach langem Kampf. Bei meiner vierten Turnierteilnahme in Gütersloh übrigens das erste Mal, dass ich die Auftaktrunde gewinnen konnte.
Die beiden anderen Varreler waren in Runde 1 Außenseiter und mussten sich geschlagen geben. Max unterlag dabei dem späteren Turniersieger.

Ben war im Kinderturnier zweimal erster und viermal zweiter Sieger.

Am zweiten Tag stieß Max‘ Bruder Ben, der am Vortag lange Schule hatte, zur Gruppe. Ben hatte für das nebenan stattfindende Kinderturnier gemeldet. Sein Ziel lautete, seine erste DWZ zu erwerben. An beiden Tagen wurden im Kinderturnier je drei Partien gespielt. Mit 2 aus 6 schlug Ben sich dabei sehr wacker und wurde tatsächlich belohnt: Seine neue Wertungszahl lautet 789. Darüber hinaus gab es noch eine Siegerehrung mit Medaillen und Buchpreisen für alle. Genauso muss ein Kinderturnier aussehen.

Der Samstag begann leicht kurios: Max‘ Gegner vom Vortag hatte das Ergebnis offenbar falsch gemeldet und unterschrieben, so dass Max irrtümlich einen Punkt zugesprochen bekommen hatte. In der Folge durfte er am Samstagmorgen gegen die Nr. 2 der Setzliste antreten. Trotz großen Kampfs verlor Max am Ende jedoch. Danach wurde das Ergebnis des Vortags korrigiert, Max somit wieder mit 0 Punkten in der Tabelle geführt. Aber nicht mehr lange, gegen den ersten Gegner auf Augenhöhe kam er am Nachmittag zu einem souveränen Sieg.
Stefan erledigte am Morgen seine Pflichtaufgabe ohne Mühe und hatte dann am Nachmittag seinen Gegner ordentlich unter Druck gesetzt, ließ ihn jedoch entwischen und musste die zweite Niederlage hinnehmen.
Gute Gegner gab es auch für mich. Mit Schwarz gegen unseren Zimmerkollegen IM Tobias Jugelt von den SF Lilienthal stand ich mal gut, mal schlecht, kurz vor Ende hatte ich dann Springer, Läufer und einen Bauern gegen Läufer und einen Bauern. Doch es gab kein Durchkommen, die Bauern wurden getauscht, als beide Parteien unter fünf Minuten Restbedenkzeit hatten, Remis. Am Nachmittag erneut ein Gegner jenseits der 2350, diesmal mit Weiß. In der Eröffnung stand ich wohl sehr gut, dann wendete sich das Blatt langsam und im Prinzip sah alles nach einem Sieg des Favoriten aus. Doch in erneuter beidseitiger Zeitnot bot sich mir tatsächlich noch die Chance zum Dauerschach. Die ersten Züge waren wohl noch korrekt, mit 24 Sekunden auf der Uhr verbleibend wählte ich dann das falsche Feld für meine Dame. Kein weiteres Schach mehr, Turm weniger, Aufgabe. Das war sehr ärgerlich, daran hat man sicher noch eine Weile zu knabbern.

Nachdem beide Partien des Tages über die volle Distanz von fünf Stunden gingen, war ich froh, den Abend mit meinen Zimmerkollegen in der örtlichen Pizzeria ausklingen zu lassen. Und dann wurden die Schandtaten des Tages analysiert. Mit Schrecken übrigens hatte ich festgestellt, dass ich mein letztes Turnier in der ersten Januarwoche gespielt hatte. Diese lange Pause ist doch eher ungewöhnlich, demnächst sollte ich versuchen, wieder mehr zu spielen. Ich fürchte, die häufige Zeitnot ist darauf zurückzuführen. Zumal die Bedenkzeit sehr knapp bemessen ist. Nach 40 Zügen hat man ja sowieso immer zwischen 1h 55min und 1h 58min verbraucht, danach gibt es – anders als in den Mannschaftskämpfen – aber nur noch eine halbe Stunde zusätzlich. Da wird es schon bisweilen knapp, einen Vorteil zu verwerten oder eine schwierige Stellung noch zu retten.

Partieanalyse im Sonnenschein. Evtl. entstand das Bild etwas voreilig; 10 Sekunden später wäre ich auch am Tisch angekommen.

Am Sonntag zählte es dann aber. Bekanntermaßen bin ich ein großer Verfechter der Theorie, dass man bloß die Schlussrunde zu gewinnen braucht, damit man zufrieden nach Hause fährt. Gesagt, getan. Morgens zwar wieder kein großes Losglück, schon wieder ein Bremer Gegner. Theis Pahl vom Delmenhorster SK, ein starker Jugendlicher. Jugend-Bundesligaspieler, Teilnehmer an der Deutschen Meisterschaft. Zum Glück jedoch kein riesiger Endspielexperte, und so konnte ich eine Stellung, die sehr lange nach Remis aussah, noch irgendwie gewinnen. Dabei hatte Theis, als ich schon wieder zielstrebig auf die Zeitnot zusteuerte, einen sehr schönen Patttrick gefunden, der mich zwang, ein wenig umzudisponieren und kurzerhand einen neuen Gewinnplan zu finden. Das klappte diesmal aber mit zwei Minuten Puffer, die zum Mattsetzen sicher ausgereicht hätten.
Als ich meine Mitstreiter traf, hörte ich: 3 aus 3 für Varrel. Stefan und Max hatten ihre Partien beide gewonnen, Max dabei sogar als Außenseiter gegen einen Gegner über 1700. Dann machten wir uns auf zum Grill.
Wie jedes Jahr machten die Veranstalter exzellente Bratkartoffeln mit wahlweise Fleisch, Bratwurst, Gyros oder Salat. Das Wetter lud dazu ein, die Pause im Freien zu verbringen und ein wenig frische Luft zu schnappen. Für die Kinder hatte auch immer irgendjemand einen Fußball herbeigezaubert, falls die Warterei mal zu lang zu werden drohte.

Finale: Eine Runde noch, gute Gegner inklusive. Max wurde mit Weiß in der Eröffnung von seinem Gegner überrascht und stand im Grunde bereits nach neun Minuten spürbar schlechter. Das ließ sich dann nicht mehr kompensieren. Doch 2 aus 5 waren im B-Turnier, in dem Max an Position 43 unter 52 Teilnehmern gesetzt war, ein starkes Ergebnis. So hat er sich schon mal die ersten 40 seiner insgesamt 100 DWZ-Punkte, die er im Laufe der Sommerferien verloren hat, wieder zurückgeholt.

Auch Stefan musste in der Schlussrunde eine weitere Niederlage quittieren. Zweimal war er Favorit und gewann, dreimal Außenseiter und verlor. So kann es manchmal gehen. Vielleicht ist die DWZ doch ein probates Mittel, die ungefähre Spielstärke von Schachspielern einzuschätzen.

Ich konnte gegen meinen ganz aus Hamburg angereisten Gegner noch einen weiteren Sieg folgen lassen und beendete das Turnier mit 3,5 aus 5. Bei der vierten Teilnahme bedeutete das zum vierten Male ein DWZ-Plus; auch meine Elo wird um 20 Punkte steigen.

Gütersloh ist ganz klar eines meiner Lieblingsturniere. Ich hatte jedoch insgeheim gehofft, dieses Jahr gar nicht selbst mitzuspielen, sondern stattdessen als Betreuer zu fungieren, wenn denn ein paar mehr unserer Jugendlichen mitgekommen wären. Die Aufteilung auf A-, B-, C-Turnier sowie das wirklich auch für Anfänger überaus empfehlenswerte Kinderturnier sollten für jeden Spieler das passende Niveau bieten. Leider habe ich unsere Varreler Gruppe ein wenig überschätzt, mehrtägige Turniere mit Übernachtung sind offenbar noch deutlich zu früh. Macht nichts, in ein oder zwei Jahren probieren wir es wieder. Bis dahin bleibe ich eben Spieler…

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