Drei Varreler im Team Bremen unterwegs


Der Landesschachbund Bremen hatte einen Aufruf gestartet. Gesucht wurde ein Team aus 30 Aktiven, welches sich auf den Weg in die nächstgrößere Hansestadt machte, um dort einen Städtewettkampf gegen eine Auswahl des Hamburger Schachverbands auszufechten. Ehrensache, dass auch drei Spieler des TuS Varrel zu den Auserwählten gehörten. Jörg Horstmann, Stefan Menke und ich trafen uns am Bremer Hauptbahnhof mit dem Rest des Bremer Teams. Darunter fanden sich Mitglieder diverser Vereine; den Rest des Jahres Gegner, heute Teamkameraden. Nach einer krankheitsbedingten Absage waren wir dann 29 bis in die Haarspitzen und darüber hinaus motivierte Bremer, die den Metronom betraten. Nun ja, die Varreler sind streng genommen vielleicht so halbe Niedersachsen, heute aber waren wir selbstverständlich im Herzen Bremer.
Sehr erfreulich fiunde ich, dass man im LSB nicht nur Geld für die Spitzenförderung übrig hat. Die Reisekosten zu dieser Breitenschachveranstaltung wurden komplett vom Verband übernommen, sehr vorbildlich.
Der Vorsitzende des LSB, Oliver Höpfner, begrüßte mich zudem noch mit einem ganz besonderen Präsent und überreichte mir ein vom langjährigen Werder-Trainer Claus-Dieter Meyer verfasstes Buch.
Nicht unbedingt leichte Lektüre für die Bahnfahrt, sondern 300 Seiten akribische Schachanalysen. Neben diversen Großmeisterpartien betrachtet der Autor darin auch ausführlich seinen Sieg über meine Wenigkeit aus dem Frühjahr 2018. Eine immense Freude, das nachzuspielen.

Unterdessen waren wir am Ziel angekommen. Vom Hauptbahnhof weiter in die U-Bahn Richtung St. Pauli. Etwas wehmütig beim Blick aus dem Fenster ließen wir die Landungsbrücken hinter uns und fuhren weiter bis zur Station mit dem melodischen Namen „Schlump“. Dort steht das sog. Haus des Sports und ebenjenes sollte als Austragungsort für unser heutiges Duell dienen.
Hamburg ist nicht nur eine schöne Stadt, sondern auch ein wenig größer als Bremen. Keine Überraschung, dass auch der dortige Schachverband in der Summe mehr Mitglieder zählt als unser guter alter LSB. In diesem Sinne nahmen wir den Wettkampf denn eher als Außenseiter auf.
Hinter einem Spitzenquartett an Werderanern fand ich mich an Position 5 im Bremer Line-up. Also quasi Mittelstürmer der ersten Line, dahinter folgten noch zwei weitere 10er-Reihen.
In der ersten Partie gelang es mir, meinen immerhin 2245 Elo-Punkte schweren Gegner mit Schwarz gut im Griff zu behalten und eine vorteilhafte Stellung zu erreichen. Die knappe Bedenkezeit von 60 Minuten für die gesamte Partie drohte wieder einmal all meine bisherigen Bemühungen zunichte zu machen, doch mit nur noch ein paar Minuten auf der Uhr kam mir noch eine Mattidee. Ein Springertanz um den König, scheinbar planlos, während ich bei heruntertickender Uhr nach dem finalen Schlag suchte. Schließlich setzte ich mit neun verbleibenden Sekunden Restbedenkzeit Matt – für den immer schneller werdenden Pulsschlag der zuschauenden Teamkameraden muss ich mich entschuldigen, das wäre sicher schneller gegangen.
Weniger spektakulär ging es bei Jörg an Brett 19 zu, wenige offene Linien, viele Abtäusche, Remis. Stefan steuerte an Brett 23 ebenfalls einen halben Punkt zum 17,5 – 12,5 für Bremen bei. Durchaus eine kleine Überraschung, waren wir nach DWZ doch Außenseiter. Am 30. und letzten Brett spielten dabei, weil wir jenes ja nicht besetzen konnten, zwei Hamburger quasi außer Konkurrenz. Aber auch wenn man diesen Punkt abzieht, hätte Team Bremen das Hinspiel gewonnen.

Eine kurze Mittagspause im gegenüberliegenden Imbiss, zahlreichen Wespenbesuch inklusive, hätte uns eigentlich die nötige Kraft für die Rückrunde geben sollen. Doch es lief, zumindest für die Varreler, nicht mehr rund. Jörg stellte bereits in der Eröffnung eine Figur ein, suchte daraufhin sein Heil im kompromisslosen Angriff und rettete tatsächlich noch ein Remis. Ich wurde von meinem Gegner klar überspielt und auch Stefan war diesmal chancenlos. Umso beeindruckender, da sein Gegner blind ist und die Partie ohne grobe Schnitzer spielte.

Am Ende von Runde 2 hieß es 15 – 15, so dass wir in der Gesamtwertung tatsächlich einen knappen Sieg erringen konnten. Zur Belohnung bekam unser Teamkapitän die goldene Trophäe, liebevoll „Rolandmichel“ genannt, vom Gastgeber überreicht. Und somit Feierstimmung im Bremer Team!

Und sonst: Ich habe mal grob überschlagen: Auf Bremer Seite vier Kinder, null Frauen, auf Hamburger Seite ein Kind, null Frauen. Die in der Ausschreibung gebräuchliche Formulierung „offen für jedermann“ scheint in der Praxis schwer umsetzbar.
Trotz einiger Werdertrikots oder gar -tattoos in unseren Reihen, überstanden wir die Reise durch Hamburgs Untergrund erfreulicherweise unbeschadet. Und so ging es dann am Abend glücklich und zufrieden mit der Bahn zurück in die Heimat.

Am Ende einer rundum gelungenen Veranstaltung steht der Wunsch, dass es 2019 zu einer Revanche kommen möge. Dann in Bremen. Und bestimmt wieder mit Varreler Beteiligung.

Danke an Andreas Calic für das Gruppenfoto!

Und abschließend noch der Hinweis, dass auch Olaf Steffens einen lesenswerten Artikel über die Veranstaltung verfasst hat, zu finden hier.

Erfolgreiche Jugendserie in Brinkum
Schachanfängerkurs 2018