Ein Varreler Quintett auf der Norddeutschen U14-Meisterschaft
Nach Wochen der Vorfreude und des intensiven Vorbereitungstrainings geht es heute endlich los: Wir fahren zur Norddeutschen Vereinsmeisterschaft nach Magdeburg.
Als einziges U14-Team aus dem Landesschachbund versuchen wir natürlich Bremen würdig zu vertreten. Mit anderen Worten: Der erste Erfolg ist schon eingefahren, die meisten Schachspieler schaffen es in ihrem Leben nie so weit wie wir in diesem Jahr bereits gekommen sind.
Ein kleiner Rückblick: Vor zwei Jahren waren wir erstmals in Magdeburg. Damals war die Jugendabteilung der Varreler Schachsparte noch recht neu, so dass wir nur vier Mitglieder im entsprechenden Alter hatten. In der Liga konnten wir immer auf diese vier zurückgreifen, doch leider war ein Spieler für die Dauer der NVM verhindert, woraufhin wir zu dritt anreisen mussten. So fuhren wir zwar jede Menge starke Einzelergebnisse ein und gewannen massig DWZ-Punkte hinzu, ein Mannschaftssieg blieb uns anno 2017 jedoch verwehrt. Das soll sich in diesem Jahr ändern.
Quasi als Ausgleich haben wir diesmal gleich fünf Spieler mitgenommen, damit wir ein wenig rotieren und dem einen oder anderen auch mal eine Pause gönnen können.
Unsere Aufstellung lautet somit 1 Max Weidenhöfer, 2 Tom Rehpenn, 3 Niklas Sobirey, 4 Fabian Gesell und 5 Nils Richter.
Drückt uns die Daumen, wir melden uns wieder von vor Ort!
So, wir sind pünktlich und nach erster Volkszählung auch vollzählig in Magdeburg angekommen. Bis zur Jugendherberge war es nur ein kurzer Fußmarsch. Die Zimmer sind bereits bezogen, gegessen haben wir auch schon und ehrlich gesagt gehe ich davon aus, dass die Kinder bereits zwecks idealer Vorbereitung auf die morgige Runde tief und fest schlafen. Deshalb habe ich Zeit, diese Zeilen hier zu schreiben.
Runde 1 bescherte uns wenig überraschend die Außenseiterrolle.
Das wird im Turnierverlauf zweifellos noch des öfteren geschehen, sind wir doch an Position 14 unter 16 teilnehmenden Mannschaften gesetzt. Wieder einmal hängen die Trauben also hoch, aber daran kann man ja wachsen.
Unser Erstrundengegner heißt Nordost Berlin und hat an allen Brettern Spieler mit ca. 1700 DWZ. Mal schauen, ob es für eine Sensation reicht…
TuS Varrel – SF Nord-Ost Berlin 0,5 : 3,5
TuS Varrel |
| – | SF Nord-Ost Berlin |
| 0,5:3,5 |
Max Weidenhöfer | 1775 | – | Felix Reichmann | 1793 | remis |
Tom Rehpenn | 1483 | – | Paul Emil Gutewort | 1672 | 0:1 |
Niklas Sobirey | 1196 | – | Felix Beck | 1697 | 0:1 |
Nils Richter | 790 | – | Artem Duduka | 1672 | 0:1 |
Die Berliner waren der erwartet starke Gegner, wie Tom und Nils neidlos anerkennen mussten. Max eroberte zwar zwischenzeitlich zwei Mehrbauern, konnte diese gegen das dominante weiße Läuferpaar und den aktiven König jedoch nicht verwerten.
Am längsten kämpfte Niklas, der hervorragend aus der Eröffnung gekommen war und zwei Bauern bei anhaltendem Königsangriff gewann. Leider verspeiste er dann noch einen dritten, diesmal vergifteten Bauern, woraufhin er das Endspiel mit drei Bauern gegen einen Springer sogar noch verlor.
Fazit: Wir waren nicht weit weg, aber am Ende fehlten Erfahrung und Spielpraxis, so dass es nicht zu einem Punktgewinn reichte. Vielleicht ja heute Nachmittag…
TuS Varrel – USC Magdeburg 1 : 3
USC Magdeburg |
| – | TuS Varrel |
| 3:1 |
Miachel Pikalow | 1796 | – | Max Weidenhöfer | 1775 | 1:0 |
Robin Schiffner | 1473 | – | Tom Rehpenn | 1483 | 0:1 |
Jonathan Rabenstein | 1422 | – | Niklas Sobirey | 1196 | 1:0 |
Maximilian Dietz | 1017 | – | Fabian Gesell | 1096 | 1:0 |
Nein, zu einem Punktgewinn reichte es erneut nicht und diesmal war dieser auch in weiter Ferne. Fabian rückte für Nils ins Team, büßte aber bereits im vierten Zug einen Bauern ein. Danach kämpfte er zwar noch lange, am Resultat änderte das freilich nichts mehr.
Auch Niklas kämpfte sich zwischenzeitlich gut in die Partie zurück, das Turmendspiel stellte sich jedoch als verloren heraus, weil sein König abgeschnitten wurde.
Toms Comeback nach verpatzter Eröffnung verlief hingegen erfolgreich, er verwandelte einen Minus- in einen Mehrbauern und krönte seine Partie mit dem ersten vollen Punkt.
Leider blieb es dabei, da Max an Brett 1 recht deutlich überspielt wurde.
Na gut, wir waren beide Male in der Außenseiterrolle, dennoch verlief der erste Tag nicht besonders zufriedenstellend, wofür auch die Pizza beim Abendessen nicht so richtig zu entschädigen vermochte.
Morgen geht es dann gegen den Letzten der Setzliste, den Lübecker SV. Mit einer Leistungssteigerung ist hier vielleicht der erste Mannschaftssieg in Reichweite…
TuS Varrel – Lübecker SV 2 : 2
TuS Varrel |
| – | Lübecker SV |
| 2:2 |
Max Weidenhöfer | 1775 | – | Niklas Senechal | 1538 | 1:0 |
Tom Rehpenn | 1483 | – | Mattis Jannsen | 1342 | 1:0 |
Niklas Sobirey | 1196 | – | Robert Martinyan | 1173 | 0:1 |
Nils Richter | 790 | – | Boris Monakhov | 1280 | 0:1 |
Der erste Mannschaftspunkt ist eingefahren, aber hier war mehr drin. Max und Tom holten die geforderten zwei Zähler an den vorderen Brettern.
Niklas hatte einen aussichtsreichen Königsangriff, der aber leider nicht zum Matt führte.
So hätte Nils den Sack nach drei Stunden Spielzeit zumachen können, doch im Schwerfigurenendspiel mit fünf gegen drei Bauern übersah er ein Matt.
Somit müssen wir noch ein wenig auf den ersten Mannschaftssieg und den dafür versprochenen Besuch der Eisdiele warten. Heute Nachmittag ist die nächste Chance.
Zumindest einen Teilerfolg gibt es zu vermelden: Nach erfolgreichem Protest wird unser Vereinsname mittlerweile in der Turniertabelle korrekt geschrieben. Ursprünglich war ein „r“ abhanden gekommen.
TuS Varrel – SK Johanneum Eppendorf 0,5 : 3,5
TuS Varrel |
| – | SK Johanneum Eppendorf |
| 0,5:3,5 |
Max Weidenhöfer | 1775 | – | Fabio Winterstein | 1489 | remis |
Tom Rehpenn | 1483 | – | Moritz Soppe | 1421 | 0:1 |
Fabian Gesell | 1096 | – | Raphael Wehrstedt | 1394 | 0:1 |
Nils Richter | 790 | – | Toralf Hense | 1348 | 0:1 |
Freitag, der 13., hat uns kein Glück gebracht. Gegen den Hamburger Qualifikanten waren wir in allen Belangen chancenlos. Nils und Fabian stellten früh Figuren ein. Nach einer vorbereitenden Lektion über den berühmten WM-Kampf Fischer – Spassky zum Thema vergifteter Bauer entschloss Nils sich, mit der Dame den vermeintlich ungedeckten b7 zu schlagen. Seine Dame wurde daraufhin ebenso gefangen wie Fabians Läufer auf h2.
Zäheren Widerstand leistete Tom, doch nachdem ein Zentrumsbauer nicht mehr zu halten war, fiel auch seine Stellung in sich zusammen.
Max schließlich wurde vielleicht von seiner Zahl gerettet. Sein etwa 300 DWZ-Punkte schwächerer Gegner entschloss sich nämlich in grandioser Stellung etwas überraschend zur Zugwiederholung, so dass uns zumindest die Höchststrafe erspart blieb.
Bisher läuft es also alles andere als optimal. Morgen geht es zur Belohnung gegen den Fünften der Setzliste.
Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass ich im Prinzip nur dann etwas für diese Seite schreiben kann, wenn gerade eine Runde läuft. Ansonsten sind offenbar zu viele Personen zugleich im WLAN, so dass ich nichts hochladen kann.
TuS Varrel – SAV Torgelow 2 : 2
SAV Torgelow |
| – | TuS Varrel |
| 2:2 |
Piet Großmann | 1901 | – | Max Weidenhöfer | 1775 | 0:1 |
Aaron Breß | 1811 | – | Tom Rehpenn | 1483 | 1:0 |
Christian Greßler | 1637 | – | Niklas Sobirey | 1196 | 0:1 |
Amy Charlize Breß | 1567 | – | Fabian Gesell | 1096 | 1:0 |
Um den Jungs einen moralischen Schub zu verschaffen, haben wir kurzerhand Jugendtrainer Stefan als Überraschungsgast und Glücksbringer eingeflogen.
Und tatsächlich erwies sich unser Maskottchen als überaus effektiv. Max und Niklas gelangen zwei schöne Siege gegen deutlich stärkere Konkurrenz, im Falle von Niklas betrug die Differenz gar mehr als 400 DWZ-Punkte.
Möglicherweise ließ Fabian sogar noch den Mannschaftssieg liegen, als er in gegnerischer Zeitnot mitblitzte und seine Dame einstellte. Nichtsdestotrotz ein toller Erfolg.
TuS Varrel – SV Bad Schwartau 0,5 : 3,5
TuS Varrel |
| – | SV Bad Schwartau |
| 0,5:3,5 |
Max Weidenhöfer | 1775 | – | Frido Sallandt | 1844 | remis |
Tom Rehpenn | 1483 | – | Felix Pulter | 1216 | 0:1 |
Niklas Sobirey | 1196 | – | Joshua Gehle | 1403 | 0:1 |
Nils Richter | 790 | – | Karl Engeln | 1180 | 0:1 |
Zurück in der Realität und bei unserem nachmittäglichen Standardergebnis hieß es bei unserem Kampf gegen Bad Schwartau. Nur Max konnte auf einen Sieg hoffen, musste im Damenendspiel mit Mehrbauern aber schlussendlich ins Remis einwilligen. Die übrigen Bretter gingen klar an die Marmeladenstädter.
Nun heißt es am Abend schon mal Koffer packen, damit wir morgen fit sind für die Schlussrunde.
TuS Varrel – TuS Makkabi Rostock 1 : 3
TuS Makkabi Rostock |
| – | TuS Varrel |
| 3:1 |
Minas Tovmasyan | 1771 | – | Max Weidenhöfer | 1775 | 1:0 |
Hugo Röste | 1677 | – | Tom Rehpenn | 1483 | 1:0 |
Leonid Markovych | 1121 | – | Niklas Sobirey | 1196 | 1:0 |
Bao Long Kirchner | 1076 | – | Fabian Gesell | 1096 | 0:1 |
Auch bei unserer zweiten Teilnahme an einer Norddeutschen Meisterschaft bleiben wir ohne Mannschaftssieg. Zwar konnte Fabian, der gegen die Schottische Verteidigung endlich einmal ohne Schelte seinen Lieblingszug Df6 spielen durfte, heute erstmals punkten, doch leider blieb dies der einzige Zähler am Sonntag. Wieder einmal haben wir die Einzelergebnisse zu schlecht verteilt, als dass es einmal zum Mannschaftssieg gereicht hätte.
Nun gibt es noch ein letztes Mal Mittagessen, dann folgt die Siegerehrung.
Bei der Siegerehrung
wurde jeder Spieler mit einem kleinen Pokal prämiert. Und das auch
völlig zu Recht, schließlich ist für die meisten die Teilnahme
bereits ein Erfolg, der nicht selbstverständlich im nächsten Jahr
wiederholt werden kann.
Danach hatten wir noch etwa
eineinhalb Stunden bis zur Abfahrt unseres Zuges zu überbrücken.
Also ging es ein letztes Mal Eis essen, das insgesamt sehr
freundliche Magdeburger Wetter ausnutzen und dann ab nach Hause.
Mittlerweile sind wir wieder wohlbehalten am Bahnhof Kirchweyhe angekommen, Zeit für eine abschließende Betrachtung:
Mannschaftsergebnis
Unter den 16 teilnehmenden Mannschaften finden wir uns am Ende auf dem 15. Rang wieder, einen Platz unterhalb unserer Setzlistenposition. Mit nur zwei Unentschieden und fünf Niederlagen ist dabei der Abstand auf den 14. der Tabelle bereits riesig.
Auch im zweiten Anlauf ist es uns trotz einiger aussichtsreicher Stellungen nicht gelungen, einen Mannschaftssieg einzufahren.
Da gibt es wenig schönzureden, das Ergebnis ist insgesamt enttäuschend.
Einzelergebnisse
Max Weidenhöfer (3,5 aus 7)
Ein solides erstes Brett, aber wer Max kennt, weiß, dass er sich mehr vorgenommen hat. Und es war auch mehr drin: Zwei vorteilhafte Endspiele konnte er nicht verwerten, ein ausgeglichenes nicht halten – da weiß der Trainer, wo er demnächst anzusetzen hat.
Tom Rehpenn (2 aus 7)
Tom ist die Überraschung der letzten Monate. Als wir für Magdeburg gemeldet haben, war nicht klar, ob Tom an Brett 3 oder 4 spielen sollte. Nun hatten wir angesichts seiner explosionsartigen DWZ-Steigerung gar keine andere Wahl als ihn an Position 2 aufzustellen. Natürlich muss er seine frisch erworbene Zahl zunächst mal bestätigen. Dafür, dass dies sein bislang größtes Turnier war und er an Brett 2 deutlich erfahrenere und eine Vielzahl stärkerer Gegner vorgesetzt bekam, hat er das auch sehr gut gemacht.
Niklas Sobirey (1 aus 6)
Vor zwei Jahren hatte Niklas noch über 50% am zweiten Brett geholt, in den vergangenen zwölf Monaten jedoch wenig bis gar keine Turniere mehr gespielt und auch nur wenig Zeit zum Training. Das machte sich leider bemerkbar. Mehrere nominell deutlich stärkere Gegner brachte Niklas an den Rand einer Niederlage, doch nur ein einziges Mal konnte er Kapital aus seinen tollen Angriffsstellungen schlagen. Alles eine Frage der Spielpraxis, ich hoffe sehr, dass wir Niklas demnächst wieder häufiger am Brett sehen werden.
Fabian Gesell (1 aus 4)
Der einzige Spieler, der die Heimreise mit einem DWZ-Plus antritt. Und das, obwohl mein Rotationsprinzip ihm in jeder Partie die schwarzen Steine bescherte.
Fabian spielt definitiv deutlich besser als seine Zahl – jedoch nur dann, wenn er nachdenkt. Das passiert noch zu selten und mit intuitiven Zügen, die nicht bis zum Ende gerechnet sind, kommt man auf einer Norddeutschen Meisterschaft nicht besonders weit.
Hier ist also noch großes Steigerungspotenzial zu erwarten, dennoch ist Fabians Leistung in Magdeburg ein guter Anfang.
Nils Richter (0 aus 4)
Vier mal Weiß für Nils, der sehr langsam spielte und sehr genau rechnete. An seiner Herangehensweise an die Partien gibt es nichts auszusetzen, bloß die übrigen Mannschaften waren an Brett 4 einfach zu stark besetzt.
Mit vier Niederlagen verliert Nils sage und schreibe drei DWZ-Punkte; das zeigt, um welche Längen ihm seine Gegner auf dem Papier voraus waren. Auf dem Brett hingegen sah es sehr viel knapper aus, doch fehlte Nils schlicht und einfach die Erfahrung, um etwas Zählbares mit nach Hause zu nehmen.
Insofern müsste sich hier vielleicht eher das Trainerteam hinterfragen, ob eine Nominierung nicht zu früh kam.
Fazit
Das Turnier hat mir und allen Spielern viel Spaß gemacht. Die Reise nach Magdeburg war das erhoffte Highlight, dem wir schon seit Monaten entgegengefiebert haben.
Die Organisation durch die Landesschachjugend Sachsen-Anhalt unter der Leitung von Michael Zeuner war einmal mehr hervorragend. Die Unterbringung in der Jugendherberge, das dortige Essen, kurze Wege zum Spielsaal, pünktlich beginnende Runden und ein schneller Upload der Partien des Tages – was will man mehr?
Leider spiegelt das sportliche Resultat nicht wider, was wir uns gewünscht hätten und was wir – dessen bin ich überzeugt – in Normalform auch hätten erreichen können.
Dennoch können wir
dieses Turnier quasi als Trainingslager betrachten. So viele andere
Bremer Vereine und ihre Spieler waren nicht dabei. Wir hingegen haben
uns eine Woche lang konsequent mit Schach beschäftigt und uns auch
im Vorfeld bereits intensiv vorbereitet. Davon werden wir bei den
kommenden Turnieren ohne Frage profitieren können.
Und
so hoffen wir alle, dass wir auch im nächsten Jahr wieder nach
Magdeburg reisen können. Schließlich haben wir eine junge
Mannschaft und fast alle Spieler sind auch 2020 noch in der U14
spielberechtigt. Dann wird es auch mehr Punkte und eine bessere
Platzierung in der Tabelle geben.