Endlich wieder Willingen!
Die Zahlen sprechen für sich:
Zum fünften Mal innerhalb der vergangenen sechs Jahre nahm Max Weidenhöfer an den Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaften teil. Nach der erst im Schnellschach-Tiebreak im Finale verpassten Qualifikation im Vorjahr konnte Max in den Osterferien 2022 zum wiederholten Male den Landesmeistertitel feiern und durfte sich in der Pfingstwoche auf die Reise ins Sauerland machen. Dort, genauer: in Willingen, fanden die Wettkämpfe der besten deutschen sowie – als besondere Gäste in besonderen Zeiten – einiger ukrainischer Jugendspieler statt.
Am Ende stand für Max der 29. Rang zu Buche, was exakt seiner Setzlistenposition entsprach.
Zweifellos hatten Max sowie sein aus der Heimat bei der Vorbereitung unterstützender Trainer Martin Breutigam sich etwas mehr versprochen. Ebenso wie der in Willingen weilende Berichterstatter.
Doch so richtig wollte es von Beginn an nicht laufen und es ist ja auch völlig normal, dass nicht jedes Turnier über den Erwartungen bleiben kann.
In der ersten Runde wurde Max vom seltenen Zug 3…Db6 in der Caro-Kann-Verteidigung überrascht. Doch mit klug investierter Bedenkzeit erreichte er eine dominante Stellung, in der Schwarz nicht zur Rochade kam, stattdessen im Mittelspiel mit dem König zwischen d7 und f8 pendelte. Das wirkte keineswegs wie ein Gewinnversuch des Gegners, doch Max wollte mehr als ein Remis gegen den 150 DWZ-Punkte stärkeren Gegner. Im Endspiel ergab sich dann nochmals eine Gelegenheit:
Eine interessante Caro-Kann-Partie gab es auch in Runde 2. Heterogene Rochaden versprachen ein Wettrennen mit dem Preis eines erfolgreichen Mattangriffs.
Der Start am Sonntag mit 0 aus 2 war also missglückt. Einigermaßen unbeeindruckt schlug Max am Folgetag aber sofort zurück. Gegen den Najdorf-Sizilianer kann man heutzutage quasi jeden regelkonformen 6. Zug spielen. Max entschied sich diesmal für Ld3 und abermals kam es zu einer Stellung mit ungleichen Rochaden.
Mit diesem ersten Punkt sollte unseren Wünschen nach natürlich ein Aufwärtstrend eingeleitet werden, der jedoch bereits am Dienstag jäh gestoppt wurde. Das Eröffnungsexperiment Skandinavisch scheiterte bereits im 11. Zug.
Nun zeigte sich, dass sich Max leider ausgerechnet zum Saisonhöhepunkt nicht in Topform befand. Meine Theorie lautet: Mit höherer Punkteausbeute und mehr Selbstvertrauen spielt man die folgende Stellung aus Runde 5 aktiver:
Max Weidenhöfer (1882) – Pascal Neuber (1900) Schwarz hat gerade mit 17…Tc8 den Bauern auf c3 bedroht. Weiß könnte ihn mit 18. Tac1 decken und gleichzeitig den Vormarsch c3-c4 vorbereiten. Wenn Schwarz eine Blockade des c-Bauern mittels 18…Sc4 versucht, wird dieser mit 19. De2 wieder vertrieben. Außerdem kann der weiße Springer von d4 über b5 auf den Vorposten d6 gelangen. In der Partie geschah der deutlich passivere Rückzug 18. Sd4-e2. Im weiteren Partieverlauf büßte Weiß den Bauern auf e5 ein und verlor das Endspiel.
Natürlich muss betont werden, dass alle bisherigen Gegner nominell etwas stärker waren, so dass man das Resultat von einem Punkt aus fünf Runden nicht verdammen kann. Doch sind wir auf einer Deutschen Meisterschaft und da werden die Aufgaben mit Auslosung der nächsten Runde nicht einfacher. Zu allem Überfluss stand an diesem Tag wieder eine Doppelrunde auf dem Programm.
Und was passiert, wenn man sich mit 1 aus 6 am Tabellenende wiederfindet? Man wird am nächsten Tag gegen einen Gegner über 2000 gepaart und wiederholt zu allem Überfluss auch noch die schwarzen Steine.
In der letzten Runde konnte ein Teilnehmer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr antreten, so dass Max leider das unattraktive Los „spielfrei“ erhielt. Dieser dritte Punkt ließ ihn das Turnier auf Rang 29 abschließen. Spannende Partien, eine Menge gelernt, viel Schach und viel Spaß – alles so wie immer in Willingen. Grund genug, im nächsten Jahr wiederzukommen und dann in der U18 ein, zwei Punkte mehr anzustreben.
Neben den regulären Turnieren, die auch während der Pandemie fortgeführt wurden, gab es in diesem Jahr nach längerer Pause auch endlich wieder ein offenes U25-Turnier. Hier trat Ben Weidenhöfer in der Kategorie DWZ bis 1400 an, wo er in 9 Runden gute 4,5 Punkte erspielte.
Bildquellen: Deutsche Schachjugend
Diagramme: Chessbase 15