Neue Maßstäbe


Die Karl-Marx-Schule Bremerhaven ist „Deutsche Schachschule“, mit ihren erfolgreichen Spielerinnen und Spielern mittlerweile Stammgast bei den Deutschen Grundschulmeisterschaften und – zum zweiten Male nach der gelungenen Premiere 2018 – Ausrichter eines Turniers der Jugendserie.

Ein subjektiver Bericht über ein tolles Turnier.

Neben drei Kindern hatte ich noch 20 Pokale mit im Auto dabei. Diese waren für die Jahreswertung 2018 gedacht, um die erfolgreichsten Bremer Spieler des abgelaufenen Kalenderjahres zu prämieren. Zu diesem Zwecke hatten die Bremerhavener mir eigens ein kleines Podium errichtet, so dass ich die Wartezeit zwischen Anmeldeschluss und Beginn der 1. Runde sinnvoll überbrücken konnte. Auch der TuS Varrel war im Vorjahr überaus erfolgreich: Mathis (U14) und Tom (U11) erreichten jeweils den dritten Platz, Fabian (U11) wurde sogar Zweiter. Das Trio durfte sich über reichlich Applaus und jeweils einen schicken Pokal freuen. Dem heute leider verhinderten Max (1. Platz U12) werden wir seine Trophäe selbstverständlich nachreichen.

Tom und (dahinter) Fabian: Gleich geht’s los;
Zeit, Punkte für die neue Gesamtwertung zu sammeln.

Gäbe es auch einen Preis für das beste Turnier der Jugendserie, ich würde ihn der Karl-Marx-Schule überreichen. Ich habe ja in den vergangenen Jahren so einige sehr schöne Turniere der Serie in Nah und Fern besucht, bin zum Fan geworden, aber dieses ist eindeutig das am besten organisierte. Die Initiatorin Elena Herdt hat ein großes Team an Helfern an ihrer Seite, was bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung unerlässlich ist. Schließlich musste die Meldeliste beim Stand von 180 Voranmeldungen geschlossen werden, das Turnier war ausgebucht.

Ansonsten sind es keine revolutionären Ideen, die in Bremerhaven anders gemacht werden als andernorts, sondern eher eine Summe von Kleinigkeiten, die mich ins Schwärmen verfallen lassen.

Das beginnt mit dem Umstand, dass die Schulleiterin Frau Jung die gesamte Turnierdauer über vor Ort ist, Reden hält, Fotos macht, mit Kindern und Eltern ins Gespräch kommt. Und mir zwischendurch beim Auspacken der Pokale und beim Vorbereiten der Siegerehrung hilft.

Nachfolgend ein paar weitere Punkte, die mir positiv aufgefallen sind.

Aus Sicht des Spielers:

– jede Gruppe spielt in einem eigenen Raum, somit entfällt das Warten auf die Älteren, die womöglich länger spielen

– es geht zügig weiter, trotz großzügiger Mittagspause wird der Rahmenzeitplan eingehalten

– und natürlich am Wichtigsten: Neben Pokalen und Urkunden gibt es für alle Teilnehmer auch Süßigkeiten, eine sinnvolle Verwendung des Budgets

Aus Sicht des Besuchers:

– jeder Geburtsjahrgang bildet eine eigene Altersklasse, also gibt es auch für jede Altersklasse eine eigene Anmeldung und somit kaum bis keine Wartezeiten in der Schlange

– es befindet sich ein sehr großer Aufenthaltsbereich auf dem Flur, wo man die Pausen zwischen den Partien verbringen kann, von wo aus man aber auch mitbekommt, wann die nächste Runde startet

– ebenfalls sehr empfehlenswert die Cafeteria, die von den Eltern betreut wurde und eine Menge warmer und kalter Speisen wie auch eine Vielzahl an Kuchen im Angebot hatte

Ben hat immer einen Fußball dabei und macht somit sein eigenes Freizeitprogramm. Für alle anderen hatten die Veranstalter aber auch gesorgt.

– ein Freizeitangebot für die Pausen darf natürlich auch bei Regenwetter nicht fehlen, sogar eine Tischtennisplatte wurde kurzerhand im Gebäude aufgebaut

– der Turnierleiter Claas Rockmann-Buchterkirche, den meine Rechtschreibprüfung auf dem Kieker zu haben scheint und dessen zahlreiche Namen flammend rot aufleuchten, lost die nächste Runde schnell aus und veröffentlicht die Paarungen in Echtzeit im Internet; die entsprechende App installiert, werden die Eltern und Trainer sofort über die Ergebnisse ihrer Kinder informiert, egal ob sie nebenan in der Cafeteria sitzen oder aber zu Hause

(Ich selbst war als Schiedsrichter tätig, die mir anvertraute Altersklasse war die U9 mit sage und schreibe 32 Teilnehmern.)

Aus Sicht des Schiedsrichters:

– alle Helfer erhalten sofort Namensschilder, um sie als Ansprechpartner zu kennzeichnen

– wenn ich am Morgen den Raum „meiner“ Altersklasse betrete, finde ich die Figuren aufgebaut vor, die Uhren gestellt, die Bretter nummeriert

– auf dem Pult liegen Klemmbrett, Stift und Tesafilm bereit

– mit den Ergebnissen gehe ich zum Turnierleiter Claas und habe drei Minuten später die Tabelle und die neue Auslosung ausgedruckt; es kann weitergehen!

– kaum ist die Siegerehrung beendet, strömen schon die Helfer in den Raum, um den Müll einzusammeln, einmal durchzufegen, die Sitzordnung wieder herzustellen…

Das alles ist nicht notwendig, damit das Turnier funktioniert, aber es macht meine Arbeit so viel einfacher, wenn ich mich um all diese Dinge nicht selbst zu kümmern brauche.

In diesem Sinne sei den Bremerhavenern die rekordverdächtige Teilnehmerzahl von Herzen gegönnt. Fünf Kinder davon kamen vom TuS Varrel, die sich angesichts der zahlreichen und starken Konkurrenz einmal mehr sehr achtbar schlugen.

Fabian und Tom erzielten in der U12 beide 4 aus 7. Also über 50%, Soll erfüllt. Und ein guter Start in die Jahreswertung 2019. Ben kam in der U10 auf 3,5 Punkte, das ist für ihn ein neuer Bestwert bei der Jugendserie, nachdem er bei seinen bisherigen drei Teilnahmen immer bei 3 Punkten gelandet war.

Mathis startete schwach ins Turnier, in den ersten fünf Runden war ihm nur ein Punkt durch ein Freilos vergönnt. Doch die beiden letzten Partien gewann er und schob sich so noch ins Mittelfeld vor, also ein versöhnliches Ende. Bei Nils hingegen muss ich womöglich auf meine Kappe nehmen, mich vercoacht zu haben: Da er ohnehin in der unteren Hälfte der Setzliste zu finden gewesen wäre, meldeten wir ihn statt in der U14 lieber in der U16 an. Dort gab es nur acht weitere Voranmeldungen und das Niveau schien hier niedriger als eine Klasse darunter. Klang in der Theorie sinnvoll, doch leider erschienen einige der vorangemeldeten Spieler dann nicht, so dass die U16 kurzerhand mit dem „Veteranenturnier“, also den Erwachsenen, zusammengelegt wurde. Dort fanden sich Eltern, Trainer, Betreuer und eine erstaunliche Zahl eigens für diesen – dem Namen nach doch als Jugendturnier konzipierten – Wettbewerb angereister Vereinsspieler. Nicht wenige davon übrigens mit einer DWZ jenseits der 1600, gegen die Nils natürlich keine Chance hatte. Insofern sind die 2 Punkte in der Endtabelle hier durchaus als Erfolg zu werten; hätte ich das vorher gewusst, hätte er sicherlich in der U14 gespielt. Ebenfalls im Veteranenturnier dabei war Jugendtrainer Stefan, der immerhin auf drei Zähler kam.

Die Siegerehrung der U12

Es bleibt abschließend nur zu hoffen, dass es auch 2020 zu einer Neuauflage des Turniers kommen möge. Dann werden wir selbstverständlich wieder am Start sein, bis dahin bietet die Jugendserie aber auch noch viele weitere Veranstaltungen an anderen Orten, die wir uns ebenfalls nicht entgehen lassen werden. Schließlich ist das Ziel, auch in diesem Jahr wieder ganz vorne in der Gesamtwertung dabei zu sein.

Das beste Training ist, Turniere zu spielen
Mathis, Tom und Reik erfolgreich beim Weyher U25-Turnier