Deutsche Jugendmeisterschaften 2019 mit dem TuS Varrel!


Mit einer Varreler Rekordbeteiligung starteten heute die Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaften, welche abermals im hessischen Willingen ausgetragen werden. Unsere beiden Bremer Meister Max und Patricia sind mit von der Partie, zudem nimmt Max‘ Bruder Ben am Open teil. Dazu gesellt sich mit dem Autor noch ein weiterer Varreler als Mitglied des Betreuerteams.

Sportlich begann das Turnier mit 0 aus 6 nicht gerade ideal, da gibt es nichts schönzureden. Aber der Reihe nach:

Beginnen wir zur Einstimmung mit einem kleinen Vorbericht, den der Weser-Kurier kürzlich über unsere Starter veröffentlicht hat und den ihr unter folgendem Link einsehen könnt.

Am gestrigen Sonnabend ging es dann los. Für mich mit der Bahn, die uns pünktlich ans Ziel brachte, für die übrigen mit dem Auto, was angesichts einiger Staus weniger entspannt gewesen sein dürfte.

Am ersten Abend besuchten wir dann die Eröffnungsfeier, bei der Ben als einer der Fahnenträger ausgewählt wurde und so für das erste Highlight aus Varreler Sicht sorgte.

Sonntag

Zum sportlichen Auftakt am Sonntag stand direkt eine Doppelrunde auf dem Programm.

Patricia ist in der U18w leider an letzter Position gesetzt, wobei der Abstand zur nächsten Spielerin bereits 300 DWZ-Punkte beträgt. Dementsprechend kann es für sie nur darum gehen, ein paar Achtungserfolge zu erzielen und natürlich durch dieses Turnier ihre Spielstärke für die Zukunft deutlich zu steigern. Dabei dürfte eine ganze Woche Schach natürlich sehr helfen.

In Runde 1 bot sie ihrer 800 Zähler stärkeren Konkurrentin sehr gut Paroli, musste sich am Ende jedoch geschlagen geben. Klarer war die Angelegenheit in Runde 2, in der es auch nichts Zählbares zu vermelden gab. Aber morgen ist ja ein neuer Tag.

Für Max verlief der erste Tag sehr enttäuschend. In der Vormittagsrunde war er Außenseiter, konnte aber mit Weiß eine solide Stellung erreichen, so dass die Niederlage doch ein wenig schmerzt. Am Nachmittag war er dann recht deutlicher Favorit, doch irgendwie wollte nichts so recht zusammenlaufen. Zwei Niederlagen zum Auftakt, das war freilich anders geplant.

Und auch Ben wartet noch auf sein erstes Erfolgserlebnis. Ähnlich wie Patricia fand er sich allerdings heute auch in beiden Fällen in der klaren Außenseiterrolle wieder.

Nun gut, schauen wir mal, was die morgige Runde so bringt.

So, kurze Zwischenbemerkung des Autors:

An dieser Stelle hatte ich am ersten Abend noch drei Fotos eingefügt, leider wurden diese allesamt nicht angezeigt. Das Internet im Hotel war einfach viel zu langsam, als dass man damit vernünftig hätte arbeiten können. Insofern bitte ich um Verzeihung, dass ich den Bericht erst mit einiger Verzögerung fertig stellen konnte.

Montag

Heute geht das Turnier richtig los! Max löste seine Pflichtaufgabe diesmal souverän und eroberte bereits früh eine Figur. Taktik gewinnt eben Partien, auch auf einer Deutschen Meisterschaft.

Patricia und Ben lieferten ihren Gegnern erneut harte Duelle, mussten am Ende aber den Spielstärkeunterschied anerkennen.

Die Bremer Delegation 2019

Dienstag

Der dritte Tag war nicht viel besser als der erste, mit dem Unterschied, dass heute nur eine Partie gespielt wurde. Drei Partien also, drei Niederlagen. Insgesamt ergibt das aus Varreler Sicht aktuell 1 aus 12. Ogottogott.

Mittwoch

Die heutige Doppelrunde brachte zumindest für die Weidenhöfers den Durchbruch. Max wurde gleich zweimal gegen Bremer Spieler gelost, was zur Folge hatte, dass ich ihn nicht vorbereiten durfte. Dies ist bei internen Bremer Duellen von Seiten unserer Delegation verboten.

Enno Rockmann wählte eine interessante Variante, seinem Spielstil eher untypisch, und strebte positionellen Vorteil an. Doch Max bewies, dass auch er ein gefürchteter Taktiker ist, und blies zu einem spektakulären Königsangriff. Ablenkungsopfer inklusive.

Nach dieser bislang besten Turnierleistung sind wir guter Dinge, dass er in der zweiten Turnierhälfte noch ein paar Punkte nachlegen wird.

Am Nachmittag ging es in Runde 6 dann gegen den dritten Bremer Qualifikanten, in der U14 hat Bremen nämlich so viele Startplätze wie in keiner anderen Altersklasse. Das alles dank der Erfolge in den vergangenen Jahren, die uns zusätzliche Plätze beschert haben.

Gegen Joshua Sinnhöfer hatte Max bei der Bremer Meisterschaft verloren und strebte folglich eine Wiedergutmachung an. Joshua überraschte mit seiner sicherlich alles andere als korrekten Sveshnikov-Variante Max aber offenbar so sehr, dass dieser gar nicht auf die Idee kam, im achten Zug einen einfach einstehenden Bauern einzusammeln, was dem Gegner auch noch die Rochade zerstört hätte. Eine simple Gewinnstellung, die er hier vorbeiziehen ließ, indem er einfach weiterblitzte. Das sollte man, wenn die eigene Eröffnungskenntnis endet, nicht tun. Besonders ärgerlich ist dabei, dass Max gegen denselben Gegner bereits ein ähnlicher Fauxpas unterlaufen ist. Bei der Bremer Meisterschaft 2017 hatten wir eine scharfe Variante vorbereitet, in dem Joshua keinen der drei besten Züge fand, so dass Max‘ Eröffnungskenntnis an dieser Stelle endete. Hätte er hier kurz innegehalten, hätte er ohne Zweifel den korrekten Zug gefunden, der Schwarz nur noch zwischen Matt und Damenverlust wählen lässt. Stattdessen spielte er einen irgendwie logisch aussehenden Zug, nach dem er sofort auf Verlust stand, weil er den geopferten Bauern nicht mehr zurück bekam und alsbald weiteres Material verlor. Ihr seht, ich habe davon noch immer ein Trauma und hätte mir gewünscht, dass wir 2019 diese Unkonzentriertheiten hinter uns gelassen hätten. So landete Max diesmal in einem Endspiel, in dem sein Mehrbauer nicht zu verwerten war – Remis.

Patricia muss sich wohl leider langsam mit dem Gedanken anfreunden, dass bei diesem Teilnehmerfeld nicht viel zu holen sein wird. Es wirkt ja auch irgendwie wenig überzeugend, wenn ich immer wieder herunterbete, dass sie gut gespielt hat, es am Ende aber einfach nicht für einen Punktgewinn gereicht hat. So war es aber auch heute.

Nach seinem Start mit 0 aus 4 hatte Ben heute Morgen spielfrei. Am Nachmittag punktete er gleich nochmal; nachdem Ben früh die gegnerische Dame erobert hatte, gab sein Gegner relativ bald auf.

Donnerstag

Sprach ich gestern von der bislang besten Turnierleistung, die Max erbracht hätte? Die ist schon wieder Geschichte, denn heute steigerte er sich erneut und ließ seinem Gegner am Ende keine Chance. In einer symmetrischen Bauernstruktur in Folge der von Weiß gewählten Abtauschvariante übernahm Max zusehends die Initiative, wusste besser, wo seine Figuren gut stehen würden, und rechnete im entscheidenden Moment präziser. Ein schöner Schwarzsieg, morgen gibt es dann wieder Weiß.

Enttäuschend verlief die Partie von Ben. Sein Gegner verfügte, was auf diesem Niveau eher selten vorkommt, bereits über eine Elo-Zahl. Irgendjemand hatte Ben wohl erzählt, dass er damit genügend Gegner zusammen hat, um nun auch seine erste internationale Wertungszahl zu erwerben. Voraussetzung sei jedoch, dass er mindestens ein Remis erziele, weil er die bisherigen Partien verloren hatte.

Also überspielte Ben seinen auch 300 DWZ-Punkte stärkeren Gegner scheinbar mühelos, um dann im Turmendspiel mit 5 gegen 3 Bauern Remis zu bieten. Ohne dass jemals Gefahr bestanden hätte, Matt gesetzt zu werden oder einen kurz vor der Umwandlung stehenden Bauern nicht mehr aufhalten zu können. Die Stellung war für Spieler jeden Niveaus locker gewonnen und das ohne jegliches Risiko. Also ein unnötig verschenkter halber Punkt, was Ben jedoch nicht so sah. Stolz verkündete er dem in Schockstarre befindlichen Zimmer, dass er nun eine Elo habe.

Patricia findet sich weiterhin punktlos am Tabellenende.

Freitag

Man darf die Hoffnung niemals aufgeben, muss immer weiterkämpfen. Patricia wurde dafür heute mit ihrem ersten Erfolg belohnt. Gegen die mehr als 500 DWZ-Punkte stärkere Emily Fuchs gelang ihr ein Remis. Ein toller Erfolg, mit dem sie trotzdem haderte, weil sie zwischenzeitlich eine Mehrfigur besaß. Weil eben jener Springer, der auf c8 Material erobert hatte, jedoch die ganze Zeit über gefangen war und nicht befreit werden konnte, ging das Remis hier sicherlich in Ordnung.

Max durfte heute gegen den Deutschen Meister 2018, den Berliner Nam Tham antreten. Und diese Partie dürfte für Max eines seiner Karrierehighlights darstellen. Eine etwas ungenaue Eröffnungsbehandlung des Schwarzspielers nutzte Max aus, um die Initiative zu übernehmen. Dann vergrößerte er seinen Vorteil sukzessive, eroberte einen Bauern, später noch einen Springer und gewann. Fantastisch!

Und Ben komplettierte den bislang besten Varreler Tag mit einem vollen Punkt.

Tandem wurde auch noch gespielt

Sonnabend

Zum Abschluss des Turniers kam leider nur noch ein halber Punkt hinzu – und dass, obwohl Max bereits ausgangs der Eröffnung klaren Vorteil hatte. Doch er fand nicht den richtigen Zeitpunkt, seinen Springer zu opfern, um entscheidenden Angriff zu erhalten, und musste sich am Ende mit einem Remis im Turmendspiel begnügen. Nichtsdestotrotz war es eine hervorragende Leistung, besonders nach dem eher mauen Start. Erstmals erzielt Max auf einer Deutschen Meisterschaft mehr als 50% der möglichen Punkte, was umso bemerkenswerter ist, da er erstmals in der U14 antritt und noch dem jüngeren Jahrgang angehört. Wer weiß, vielleicht ist 2020 sogar noch ein klein wenig mehr drin.

Auch Patricia wird zweistellig DWZ-Punkte hinzugewinnen. Für sie war das Turnier bei diesen starken Gegnerinnen eine tolle Erfahrung und mit Sicherheit auch ein gutes Trainingslager. Von dem, was sie hier hinzugelernt hat, wird sie bei den kommenden Turnieren ohne Frage sehr profitieren. Gleiches gilt auch für Ben.

Als Fazit dürfen wir die Organisatoren mal wieder zu einem überaus gelungenen Turnier beglückwünschen und den Varreler Spielern zu ihren starken Leistungen gratulieren. 2019 ist bereits jetzt unser bislang erfolgreichstes Jahr.

Damit verabschieden wir uns für dieses Jahr aus Willingen. Auch im kommenden Jahr wird die Deutsche Meisterschaft wieder hier stattfinden. Hoffentlich dann wieder mit Varreler Beteiligung. Wir arbeiten jeden Tag dafür…

Zeit der Ehrungen
Max Weidenhöfer ist Jugend-Vereinsmeister 2019