NVM U12 in Magdeburg


Auf geht‘s nach Magdeburg!

Wir fahren auf die Norddeutschen Vereinsmeisterschaften der Altersklasse U12.

Ich habe nun sämtliche Beiträge, die während des Turniers entstanden sind, antichronologisch geordnet (sagt man das so?). Das Aktuellste findet sich ganz oben. Damit verabschiedet sich die Redaktion in den Winterschlaf. Sollten wir uns qualifizieren, bleibt nur noch zu sagen: Bis zum Turnier 2018!

10.09. Nachmittag

Siegerehrung

Link zur Turnierseite mit allen Ergebnissen und Tabellen.

(Ggf. müsst ihr, wenn ihr die Seite erstmals besucht, oben rechts unter „Meisterschaften“ NVM 2017 auswählen.)

Obwohl wir bereits ausgecheckt hatten, gab es für alle Teilnehmer auch am Sonntag noch ein letztes Mal Mittagessen in der Jugendherberge. Während wir also schon unser Mahl zu uns nehmen durften, wurde ein paar Hundert Meter weiter noch verbittert um Platzierungen und mögliche Qualifikationsplätze zur Deutschen Meisterschaft gekämpft.

Volles Haus bei der Siegerehrung, so soll es sein. Auch für die Teams auf den hinteren Plätzen gab es lautstarken Applaus.

Am Nachmittag stand dann die Siegerehrung auf dem Programm, zu der bis auf wenige Ausnahmen die meisten Mannschaften geblieben waren. Uns hat das Turnier viel Spaß gemacht, wir haben keine Streitfälle erlebt und überaus nette Teams aus den anderen Bundesländern kennen gelernt. Vielleicht hat das ja auch dazu beigetragen, dass wir uns von den meisten Kontrahenten unentschieden getrennt haben.

Da wir gerade den Blick über die Gegner schweifen lassen: Viele der anderen Teams traten zu diesem besonderen Anlass in vereinseigenen Trikots an. Auch der TuS Varrel möchte zukünftig gerne durch einheitliche Shirts bereits von weitem erkennbar sein. Auf der Jahreshauptversammlung am vergangenen Dienstag wurde darüber diskutiert, die Trainer und Betreuer neu einzukleiden und auch den Spielern Trikots zur Verfügung zu stellen. So, damit sind diese Worte für alle Zeiten ins Internet gemeißelt, es gibt demzufolge kein Zurück mehr.

Geehrt wurden am Ende übrigens alle: Spieler, Trainer, Schiedsrichter, Organisatoren. Mir fehlt als erstmaligem Teilnehmer natürlich der Vergleich, aber ich fand das Turnier reibungslos organisiert. Gute Unterkunft, kurze Wege, schneller Aushang der Paarungen und Upload der Partien – alles wir man es sich wünscht. Dafür sei dem Organisationsteam herzlichst gedankt.

Meine gute Laune wurde dabei nicht nur durch das schachlich gute Abschneiden beeinflusst, sondern auch dadurch, dass die Kinder sich während der fünf Tage so verhielten, als wollten sie in nicht allzu ferner Zukunft nochmal mit mir auf Reisen gehen.

So sehen Sieger aus – zumindest wenn sie soeben 14. geworden sind

Für unser Team des TuS Varrel sprang am Ende der 14. Platz heraus, sogar eine Position über unserem Setzlistenrang. Damit bin ich mehr als einverstanden. Turniersieger wurde übrigens die Mannschaft vom Hamburger SK.

Nach der Siegerehrung ging es zur Belohnung noch Eis essen, ehe wir uns dann endlich auf den Rückweg machten. Gegen 20 Uhr waren wir dann geschafft, aber vollzählig wieder am Bahnhof in Kirchweyhe angekommen. Dort warteten bereits die Eltern, durften sich alle noch ein Kind aussuchen und damit war mein Job getan.

Im November beginnt die Liga und damit auch die Möglichkeit, sich für die Norddeutschen Vereinsmeisterschaften 2018 zu qualifizieren.

 

Damit die Fahrt auch zum Abenteuer wird, haben wir uns auch auf dem Rückweg für ein Gefährt der sagenumwobenen Deutschen Bahn entschieden. Allerdings nicht für das Modell hier im Bild, unser Wunschzug ließ noch ein wenig auf sich warten. Das ist übrigens Magdeburg Hbf, der sieht so aus.

Max, quasi unser Medienstar, wurde im Zug übrigens von einer Mitreisenden erkannt, die sein Gesicht in der Zeitung gesehen hatte. Die jüngsten Erfolge der Varreler Schachjugend sprechen sich offensichtlich herum…

 

Fazit

Die Jungs sind allesamt sehr zufrieden mit ihrem Turnier und ich bin wirklich stolz, wie sie sich geschlagen haben.

Zweifellos gehören wir nicht zu den allerbesten Teams (Nord-)Deutschlands. Dass wir das Turnier nicht gewinnen würden, war uns allen von vornherein klar. Aber dass wir die Möglichkeit bekommen haben, unser Können auf allerhöchstem Niveau unter Beweis zu stellen, hat mich sehr gefreut. Von daher kam es für mich auch überhaupt nicht in Frage, die Teilnahme abzusagen, als sich andeutete, dass wir vermutlich nur zu dritt antreten könnten.

Wenn man die Hypothek des regelmäßigen 0:1-Rückstands mit einbezieht, ist das Ergebnis von 6:8 Mannschaftspunkten beim besten Willen nicht zu erwarten gewesen. Das einzige, was etwas schade ist: Obwohl ja alle drei Spieler hervorragend gepunktet haben, waren ihre Siege immer so verteilt, dass wir niemals über ein 2:2 hinauskamen. Für einen Sieg des Teams hat es nie gereicht. Aber vier Unentschieden und nur zwei (denkbar knappe) Niederlagen stellen ein exzellentes Gesamtergebnis dar.

Auch auf der Rückfahrt wurde noch fleißig Schach gespielt

Werfen wir auch noch einen kurzen Blick auf die Einzelergebnisse:

Von Max hatte ich ein Ergebnis von über 50% erwartet. Mit seinen 4,5 aus 6 konnte er seine zuletzt ansteigende Form abermals unter Beweis stellen und meine Prognose sogar übertreffen. Highlight war vielleicht die Partie in Runde 1, die wirklich souverän vorgetragen war und in meiner Wahrnehmung nichts mehr mit Kinderschach zu tun hatte. Aber auch seine einzige Verlustpartie, als er lange Zeit im ungleichfarbigen Läuferendspiel um den halben Punkt bzw. auch das Mannschaftsremis kämpfte, zeigt, welche Entwicklung Max genommen hat. Seine DWZ wird nun über 1600 steigen.

Niklas‘ Resultat hat mich sehr  gefreut, fast noch mehr aber hat mich seine Spielweise begeistert. Niklas hat ja in den vergangenen Monaten sehr wenige bis gar keine Partien mit langer Bedenkzeit gespielt, hie und da mal ein paar Schnellschachturniere. Die lange Bedenkzeit liegt ihm ohne Frage deutlich besser, hier bekommt er die Möglichkeit, seine Stärken auszuspielen. Niklas‘ Endspielbehandlung war für Jugendverhältnisse wieder einmal wirklich gehobene Klasse. Und die Defizite im Eröffnungswissen werden wir sicherlich demnächst auszumerzen beginnen. Obwohl er (mit Ausnahme der letzten Runde) nur gegen stärkere Gegner antreten musste, spielte er hervorragend mit und übernahm in den meisten Partien auch schnell die Inititative. 50% gegen fünf stärkere Gegner, zum Abschluss ein Sieg in der Favoritenrolle, macht 3,5 Punkte aus 6 Partien. 85 DWZ-Punkte Plus sind der Lohn.

Fabian gehört grundsätzlich nicht zur Zielgruppe für ein solches Turnier. Ihm fehlt die Erfahrung, die er sich in Magdeburg nun vielleicht aber ja angeeignet hat, aber auch noch die Reife für ein derart langes Turnier. Dachte ich vorher. Und wäre mit einem Punkt am dritten Brett mehr als zufrieden gewesen.

Zwar spielte Fabian grundsätzlich immer Schnellschach, in keiner Partie gelangen ihm mehr als 30 Minuten Bedenkzeitverbrauch. Das ist unheimlich schade, weil er meines Erachtens durchaus über ein großes Talent verfügt, weil er ohne großartig nachzudenken spielt aber nur einen so kleinen Bruchtteil seines Potenzials nutzt. Andererseits war sein Ergebnis in diesem Turnier geradezu sensationell. Gibt man Fabian eine Angriffstellung, kann er auch deutlich stärkere Gegner vor bisweilen unlösbare Probleme stellen. Und sein taktisches Verständnis hat sich eindeutig verbessert. Somit war Fabian ein äußerst wertvoller Mannschaftsspieler. Drei Partien gewonnen, drei verloren, obwohl seine Gegner allesamt zwischen 200 und 500 Punkte mehr aufwiesen. Bedeutet: DWZ unter 800, Performance über 1100, sattes Plus von über 150 Punkten. Und gleichzeitig die zweitgrößte Steigerung unter allen Teilnehmern.

Ich denke, auch wenn man den Sympathiebonus für das Team in Unterzahl einmal außer Acht lässt, haben wir einen äußerst positiven Eindruck in Sachsen-Anhalt hinterlassen. Damit liegt die Messlatte für das kommende Jahr natürlich hoch.

10.09. Vormittag

2 : 2 gegen ESV Lok Falkenberg

Wir verabschieden uns vom Turnier so wie wir es begonnen haben, mit unserem Standardergebnis 2:2. Ein letztes Mal Frühstück, Matchplan erstellen, zwischendurch vielleicht Zähne putzen, dann ab zum Spielsaal. Dieses Ritual wurde nur unterbrochen durch die etwas nervige Pflicht, die Koffer zu packen und das Zimmer aufzuräumen. Das gelang dem einen schneller, dem anderen eher in überschaubarer Geschwindigkeit, doch um 8.20 Uhr konnte ich die Kinder beruhight zum Spielsaal begleiten, um nach den Anfangszügen und kurzer Begrüßung der gegnerischen Mannschaftsleiterin wieder in die Jugendherberge zurückzukehren. Die Zimmer mussten schließlich noch kontrolliert und die Schlüssel an der Rezeption abgegeben werden. Etwa eine halbe Stunde nach Rundenbeginn war ich dann wieder Zuschauer an den Brettern der Jungs; zu diesem Zeitpunkt war Fabian leider bereits matt.

Doch die Spitzenbretter funktionierten und so konnten wir erneut einen Mannschaftspunkt bejubeln. Niklas wollte das Turnier nach zwei Niederlagen in Serie naturgemäß mit einem Sieg beenden und die Chancen standen gut, war er doch erstmals im Turnierverlauf DWZ-Favorit. Diesem Druck hielt er stand und gewann seine Partie souverän zum 1:2 nach nicht einmal 90 Minuten.

Bei Max hatten wir am Vorabend eine lange Partie erwartet und ihn entsprechend eingestellt, dass er kein unnötiges Risiko eingehen, sondern geduldig auf seine Chancen warten sollte. So spielte er heute in der Tat wieder die längste Partie. Unterwegs hatte er irgendwo eine Qualität eingesammelt, ein Vorteil, den er im Endspiel verwerten konnte. 2:2, wer hätte das gedacht?

10.09. Morgens

Unser heutiger Gegner ist Lok Falkenberg aus Cottbus. Dieser steht in der Tabelle derzeit hinter uns, d.h. erstmals sind wir nicht in der Außenseiterrolle.

 

Sach- und Schachgeschichten

In Magdeburg findet einmal jährlich auch ein großes Schachturnier für Einzelspieler statt. Das A-Open nennt sich dabei „Ottonen-Gruppe“.

In der Tat verweisen die Magdeburger in ihrer Geschichte stolz auf gleich zwei Ottos: Otto der Große war Deutscher Kaiser, bevor meine auserwählten Spieler oder ihr stolzer Trainer auf der Welt waren. Genau genommen im 10. Jahrhundert.

Er wird auch heute noch in Magdeburg verehrt, in der Stadt, die er Zeit seines Lebens so oft besucht hat. Ein hehres Ziel, das auch wir uns selbstverständlich gesetzt haben. Solange die Norddeutsche Meisterschaft hier ausgerichtet wird, kehren wir gerne nach Magdeburg zurück. Am liebsten schon im nächsten Jahr.

Ein anderer berühmter Sohn der Stadt ist Otto von Guericke, der hier im 17. Jahrhundert lebte und wirkte. Überwiegend sicherlich in der Stadtpolitik tätig, war er vielseitig interessiert und talentiert, u.a. auch als Forscher und Erfinder. Ein Multitalent also sozusagen. Und damit zurück zum Schachgeschehen.

09.09. Nachmittag

6. Runde 2 : 2 gegen Agon Neumünster

Mit Neumünster hatten wir erstmals einen Gegner, der in der Setzliste in unserer Nähe, genauer: nur einen Platz vor uns rangiert. Natürlich waren wir erneut nach DWZ Außenseiter, der Unterschied fiel diesmal aber gering aus.

Leider glänzte auch in dieser Runde Brett 4 mal wieder durch Abwesenheit. Der Herr „Unbesetzt“, wie er in unserer Teamaufstellung heißt, wird im kommenden Jahr mit Sicherheit nicht wieder nominiert. Da muss qualitativ höherwertiger Ersatz her.

Für Max ist es schade, dass er keine Gelegenheit erhält, gegen die besten Spieler dieser Altersklasse anzutreten. Die sind ja durchaus vor Ort, bloß werden wir im Turnier eben nicht gegen die Topteams gelost.

Max cruist also weiterhin locker durch das Feld der 14- und 1500er an Brett 1 und egalisiert mit geradezu mechanischer Präzision Tag für Tag, Runde für Runde unseren ach so ärgerlichen anfänglichen Rückstand. Na ja, fast immer.

Der Weg zum Spielsaal führt uns durch die „Leiterstraße“. Hier verwendet man anstelle von Straßenschildern international verständliche Symbolgrafiken.

Ich musste die Kinder heute alleine vorschicken, während ich noch ein paar Minuten brauchte, die nassen Handtücher und Badehosen aus unseren Rucksäcken aufzuhängen. Weil sich auf dem Fußboden jedoch beim besten Willen kein Platz mehr dafür finden ließ, musste ich kurzentschlossen auf die Haken an der Wand ausweichen. Ging aber notbehelfsweise auch.

Als ich aus diesen Gründen etwa 20 Minuten nach Rundenbeginn beim Spielort ankam, begrüßte Max mich vor der Tür mit der Nachricht, er habe nach acht Zügen bereits eine Figur gewinnen können.

Sein Gegner, ebenfalls vor einigen Monaten Teilnehmer an der Deutschen Meisterschaft, war damals der erste Spieler, gegen den Max in Willingen einen Sieg einfahren konnte. Während es damals durchaus knapp zuging, machte Max heute mit dem Vorteil eines zusätzlichen Läufers im Rücken kurzen Prozess.

Niklas, der mit ebendiesem Zug bereits in der Spanischen und Italienischen Eröffnung Schiffbruch erlitten hatte, versuchte sich auch gegen das Königsgambit mit 1. e7-e5, 2. Sb8-c6 und 3. f7-f6.

Mittlerweile hätte man vielleicht aus den Fehlern der Vergangenheit lernen können, auch heute hätte er im Prinzip bereits nach sieben Zügen aufgeben können, einen ganzen Läufer und zusätzlich noch einen Bauern im Rückstand, währenddessen sein König von den weißen Schwerfiguren über das Brett gejagt wurde. Niklas versprach mir aber, nie wieder in seinem Leben bereits in der Eröffnung f6 zu ziehen. Wenn er sich daran hält, war die heutige Niederlage durchaus wertvoll angesichts des Lerneffekts.

Ähnliches hätte ich auch fast über Fabian schreiben wollen, der ernsthaft versucht, seinen Gegner mit dem Schäfermatt zu besiegen. Der Versuch scheiterte.

Doch Fabian konnte auch nach dem Damentausch und einen Bauern im Nachteil noch sein gefürchtetes Angriffsspiel aufziehen und uns dank eines Turmgewinns im Endspiel tatsächlich ein weiteres Unentschieden sichern. Meine Hochachtung! Vor dem Turnier hatten wir gesagt, ein Punkt aus sechs Runden dürfte für Fabian schon ein Erfolg sein, ist er doch in jeder Partie nach Wertungszahl krasser Außenseiter. Nun hat er nach fünf Runden schon drei Zähler auf seinem Konto und erweist sich als mehr als ein vollwertiger Mannschaftsspieler neben den beiden Arrivierten.

Hinweisen möchte ich nicht gänzlich ohne Stolz noch auf die Tatsache, dass wir nach meiner alternativen Zählweise, welche lediglich die Ergebnisse von Brett 1 bis 3 einbezieht, noch kein einziges Match verloren haben. Zwei Mal 1,5 : 1,5, drei Mal 2 : 1.

Ich bekomme viele Glückwünsche von Kollegen, was natürlich im Prinzip Quatsch ist, schließlich liefern ja die Kinder die Topleistungen ab. Außerdem muss man wahrscheinlich auch eingestehen, dass wenn wir zu viert eine Performance über den Erwartungen erbringen würden, wir damit nur eine Mannschaft unter mehreren wären. Wahrscheinlich spielt ein Drittel der Anwesenden im Rahmen der Erwartungen, ein Drittel darüber, ein Drittel schlechter. Aber weil wir eben nur zu dritt vor Ort sind, generieren wir vermutlich etwas mehr Aufmerksamkeit.

Das alles wollen wir morgen mit einer guten Leistung am Schlusstag krönen. Es ist schwer abzuschätzen, wer unser Gegner sein könnte, aber natürlich träumen wir von einem Sieg zum Abschluss. Zumindest das muss ja erlaubt sein.

Déjà-vu Nachtrag

Meine Augsburg-Geschichte von – mittlerweile – ziemlich weit unten hat ein Happy End. Wir haben uns im folgenden Jahr erneut auf die Reise gemacht, wieder nach Schwaben (darauf scheinen die Einheimischen Wert zu legen, keine Bayern zu sein). Und beim zweiten Mal waren wir vollzählig, konnten uns sogar den Luxus erlauben, jede Runde einen Ersatzspieler pausieren zu lassen, der wahlweise mit seinen Mannschaftskameraden mitfiebern oder schon einmal die Stadt auskundschaften konnte, welche Lokalitäten sich am besten für die abendliche Partieanalyse und Manöverkritik zu eignen schienen.

In diesem Sinne: Der TuS Varrel greift wieder an, wir versuchen uns 2018 erneut für das Turnier zu qualifizieren. Und wenn wir das schaffen sollten, kommen wir wieder. Und zwar vollzählig. Versprochen!

09.09. Vormittag

Die Losgöttin, sofern es denn eine solche gibt, meinte es heute gut mit uns. Spielfrei am Vormittag. Das bedeutet, am Vorabend etwas später ins Bett, heute länger schlafen. Frühstück gibt es erst um 8:30 Uhr, als die anderen Spieler längst an den Brettern sitzen.

Leider lädt das Wetter nicht gerade dazu ein, Magdeburg zu erkunden. Also nehmen wir die Straßenbahn.

Warten auf die Straßenbahn

 

Die Rutsche kam am besten an

Dann ging es ab ins Spaßbad „Nemo“. Etwa drei Stunden Zeit hatten wir, uns wahlweise auszutoben oder aber von den Stapazen des bisherigen Turnierverlaufs zu erholen. Die gute Nachricht: Niemand ist ertrunken! Alle drei Kinder kamen am Nachmittag wieder mit zurück in Richtung Jugendherberge. Oder waren wir nicht mal zu viert? Egal, auf alle Fälle sind wir noch in der Lage, ein Match zu gewinnen. Theoretisch. Mal gucken, welchen Kontrahenten die sechste Runde für uns bereit hält. Wir sind ja nun dank der kampflosen Punkte in der Tabelle aufgerückt und werden vermutlich noch immer nicht gegen die in der Setzliste hinter uns platzierten Teams antreten. Lassen wir uns überraschen…

Magdeburg ist größer und unübersichtlicher als Weyhe, aber nach kurzem Fußmarsch, weil der Trainer eine Haltestelle zu spät aussteigen wollte, zielsicher gefunden: Nemo

 

Friedensreich Hundertwasser

Unsere Eleven sind ja allesamt erfolgreiche Absolventen der Hundertwassergrundschule Leeste.

Der gute Herr Hundertwasser begegnet uns auch in Magdeburg und ist geradezu allgegenwärtig. Also quasi ein bisschen Heimspiel-Feeling.

Dies ist die „Grüne Zitadelle“, ein von Friedensreich Hundertwasser begonnenes, jedoch erst nach seinem Tod fertiggestelltes Projekt. Die Kinder sagen, sie kennen das Gebäude zur Genüge aus dem Kunstunterricht und können es quasi freihändig im Schlaf zeichnen. In der Wirklichkeit wirkt es irgendwie schief…

Nun ja, zumindest konnten wir einmal die zahlreichen Gänge im Gebäude erkunden.

Partieanalyse in Über-Lebensgröße

Der offizielle „Ist-Max-eigentlich-ein-Mädchen-Counter“

Aktueller Zwischenstand: 6

08.09. Nachmittag

Blick in den Spielsaal – 33 Teams aus acht Bundesländern sind hier

In the middle of difficulty lies opportunity

Nun, wir werden nicht Meister werden. Ich habe es gleich geahnt. Auch der heutige Tag hielt für uns starke Gegner parat.

In der Nachmittagsrunde erwischten wir den Lübecker SV. Ganz stark die Leistung von Fabian, der über eine Stunde spielte, wieder deutlich langsamer als in der Vormittagspartie. Für ein ganz dickes Sonderlob des Trainers hatte er die Gelegenheit, ein ersticktes Matt auf das Brett zu zaubern. Fabian entschied sich stattdessen für die zweitbeste Möglichkeit, nämlich die gegnerische Dame zu erobern. Das genügte aber auch schnell zum Sieg gegen einen Gegner mit einer DWZ von über 1200, also mehr als 400 Punkten mehr als Fabian. Chapeau!

Leider reichte es indes nicht zum Mannschaftspunkt. Niklas‘s sagenhafte Siegesserie riss, er musste sich im Turmendspiel geschlagen geben. Und auch Max musste sich im Endspiel mit einem Remis begnügen, so dass am Ende wieder eine 1,5:2,5-Niederlage zu Buche stand.

Wenn man als Trainer den Stress beim Zuschauen an den Brettern der Schützlinge nicht mehr erträgt und gerade keinen Kollegen zum Schnacken hat, laden die Parkanlagen am Elbufer zum Flanieren ein.

Damit werden wir am morgigen Vormittag spielfrei haben und können in aller Ruhe ausschlafen. Am Samstagnachmittag und am Sonntag folgen dann noch zwei Runden, in denen wir noch einmal alles geben werden.

08.09. Vormittag

Murmeltiertag

Die 3. Runde am heutigen Vormittag war beinahe eine Neuauflage der gestrigen Geschehnisse.

Unser Gegner war die sympathische Truppe des SK Lehrte, somit also einige bekannte Gesichter, die wir auf diversen Turnieren in Niedersachsen in der Vergangenheit schon des Öfteren getroffen haben. Lehrte hat eine sehr homogene Mannschaft, infolgedessen wir an Brett 1 favorisiert, an Brett 3 klarer Außenseiter waren. Entscheidende Bedeutung sollte somit Niklas‘ Partie an Brett 2 zukommen.

Fabian spielte leider wieder Schnellschach und war bereits nach 20 Minuten Matt.

Max hingegen hatte früh dank besseren Eröffnungswissens eine Figur gewinnen können. Sein Gegner verteidigte sich zwar lange Zeit hervorragend, am Ende aber setzte sich dann eben doch der materielle Vorteil durch. In insgesamt neun Partien, die wir bislang gespielt haben, war Max übrigens in dieser Runde als einziger in der Favoritenrolle, ansonsten sind wir Außenseiter gewesen. Die Konkurrenz ist eben hart.

So hing also wie erwartet alles an Niklas, der mit Schwarz gegen einen über 100 Punkte stärker eingeschätzten Gegner antreten musste. Äußerst mannschaftsdienlich lehnte er in ausgeglichener Stellung ein Remisgebot des Gegners ab, verbesserte sukzessive die Koordination seiner Figuren und konnte schließlich einen Bauern erobern. Die Realisierung dieses geringen Vorteils stellte Niklas, der auf‘s Neue seine Endspielklasse demonstrieren durfte, dann nur noch vor geringe Probleme, so dass wir uns wie am Vortag über ein 2:2-Unentschieden freuen dürfen.

Der Lohn ist neben der mit eher gemischten Gefühlen aufgenommenen Kartoffelsuppe in der Jugendherberge eine weitere Partie am Nachmittag. Wieder ging der Kelch des Freiloses an uns vorüber, wir stehen in der Tabelle noch immer nicht ganz hinten. Und da wollen wir ja auch nicht mehr hin…

Viele Grüße in die Heimat und vielen Dank für die zahlreichen netten Mails, in denen ihr uns Erfolg gewünscht habt! Scheint ja gewirkt zu haben…

07.09. Abend

Die Stimmung ist naturgemäß exzellent. Die Feier begann bereits beim Abendessen. Die Mahlzeiten gibt es i.d.R. in Büffetform und diese sind durchaus lecker. Das ist anders als zu meiner Jugendzeit, wenn meine Erinnerung mich nicht trügt.

Unser Domizil in der Jugendherberge Magdeburg

Max, der am gestrigen Anreisetag erst gegen Mittag von seiner Klassenfahrt zurückkehrte und eine Erkältung im Gepäck hatte, ist leider ein wenig gehandicapt: Aus gesundheitlichen Gründen ist momentan ein Barfuß-Spielen nicht möglich und in Schuhen erbringt er für gewöhnlich ja keine Topleistungen. Aber es gibt für alles ein erstes Mal…

Warum eigentlich sind nur 17 Teams am Start? Ausgerechnet unsere Freunde vom Delmenhorster SK, der andere Bremer Qualifikant, haben ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt. Damit sind wir quasi über Nacht bereits zum erfolgreichsten Bremer U12-Team aufgestiegen. Die ungerade Teilnehmerzahl bedeutet auch, dass wir vermutlich einmal spielfrei haben werden. Derzeit läuft die Diskussion, wie wir diese Runde verbringen möchten, mit dem momentanen Favoriten Spaßbad. Andererseits: Wenn wir weiter punkten und sogar zu gewinnen beginnen, vermeiden wir womöglich das Freilos sogar komplett.

07.09. Nachmittag

TuS Varrel – SV Blankenese 1,5 : 2,5

Auch dem nächsten Favoriten konnten wir einen spannenden Kampf liefern, am Ende reichte es leider nicht ganz: 1,5 : 2,5 gegen die Schachvereinigung Blankenese.

Dieses Bild hat im Prinzip nichts mit dem nebenstehenden Text zu tun, aber ich musste es ja irgendwo unterbringen. Es zeigt den Magdeburger Dom. Wenn es am Brett nicht läuft wie gewünscht, ließe sich hier vielleicht Beistand erbitten.

Fabian zeigt seinen Willen, es besser als am Vormittag zu machen, spielte nach der eindringlichen Aufforderung nicht nur von mir, sondern auch von seinen Mannschaftskameraden nun in der Tat langsamer und überlegter und spielte sich bald die ersten Chancen heraus. Leider ließ er früh in der Partie einen Damengewinn mittels Springergabel aus, doch ein paar Züge später war es dann so weit: Die gegnerische Dame war erobert, einige Irrungen und Wirrungen später der erste Sieg in trockenen Tüchern. Super Leistung und der verdiente Lohn für eine deutliche Steigerung im Vergleich zu Runde 1!

Niklas und Max mussten jedoch beide schlechtere Endspiele halten. Während Niklas im Schwerfigurenendspiel genügend Aktivität entwickeln und so abermals einem um 100 DWZ-Punkte stärkeren Gegner einen halben Punkt abringen konnte, musste Max nach viereinhalb Stunden Spielzeit leider seine Niederlage quittieren. Seine lange Zeit passive Stellung hatte er in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel mit anfangs zwei, später drei Minusbauern verwandeln können und lange Zeit schien er durchaus intakte Remischancen zu besitzen. Doch schon eine leichet Ungenauigkeit kann in derlei Stellungen schnell zum Untergang führen; sein Gegner fand indes ein sehr schönes Gewinnmanöver und bescherte den Hamburgern den ersten Sieg.

Gut gekämpft aber haben alle Varreler Spieler auch in dieser Runde, so dass uns in dieser Verfassung auch vor dem morgigen Gegner, SK Lehrte, nicht bange sein muss.

07.09. Vormittag

2:2 gegen Roter Turm Halle

Was für ein Auftakt!

Allen Handicaps zum Trotz haben wir gleich in der ersten Runde das erste Erfolgserlebnis eingefahren. Wir sind an Position 15 unter 17 teilnehmenden Teams gesetzt, mussten in Runde 1 gegen die an Nr. 7 notierten Haller antreten.

Bereits nach zwei, in Worten: zwei (!) Minuten bzw. nach lediglich fünf Zügen stellte Fabian mit den weißen Steinen spielend einen Turm ein. Die Aufgabe folgte gut 20 Minuten später. Damit also bereits 0:2. Stark aber die Leistung von Max, der seinen Gegner (DWZ 1623) einfach überspielte und schließlich den Anschluss herstellen konnte. So hing nun alles an Niklas‘ Partie, in der Niklas aber um 300 Punkte  Außenseiter war. Der Gegner spielte recht zahm und verpasste vielleicht ein paar ganz gute Gelegenheiten. Das eröffnete Niklas die Möglichkeit, mit den schwarzen Figuren Druck zu machen, was schließlich zum Materialgewinn führte. Niklas verwertete diesen sicher und sicherte uns somit den ersten Mannschaftspunkt. Ein Auftakt nach Maß!

 

In Runde 2 geht es heute Nachmittag gegen Blankenese. Wir dürften wieder an allen Brettern in der Außenseiterrolle sein.

06.09.

Max Weidenhöfer, Niklas Sobirey und Fabian Gesell vertreten die Farben des TuS Varrel auf Norddeutscher Ebene

Das erste Foto zeigt gleich unser größtes Problem: Drei Spieler sind ein wenig knapp für ein Turnier, an dem 4er-Mannschaften teilnehmen sollen.

Leider aber steht uns Reik, der in der abgelaufenen Ligasaison mit seinem 100%-Score an Brett 3 entscheidend zur Qualifikation für dieses Turnier beigetragen hat, aus schulischen Gründen nicht zur Verfügung. Ärgerlich!

Und da auch der Versuch, noch kurzfristig einen Ersatzspieler zu organisieren, scheiterte, müssen wir uns zu dritt auf die Reise in die sachsen-anhaltinische Landeshauptstadt machen.

Das tut der Stimmung indes kaum einen Abbruch, die Jungs sind gut drauf und sagten mir alle bereits in der vorigen Woche, wie sehr sie sich auf das Turnier freuen. Ob das nun mehr mit dem Schachspiel in all seinen Facetten – der Logik der Züge, der Ästhetik der Opferwendungen, dem ewigen Wettstreit der Gedanken zwischen zwei im richtigen Leben doch so unterschiedlichen Individuen – oder aber mit der Aussicht auf zwei schulfreie Tage zusammenhängt, vermag ich nicht mit letzter Gewissheit zu beurteilen.

Matt in einem Zug – so vertreibt man sich die Hinfahrt

Déjà-vu

Vor ein paar Jahren oblag es meiner Verantwortung, die Reise der Schachmannschaft der Universität Münster zu den Deutschen Hochschulmeisterschaften nach Augsburg zu planen. Alles war klar; der Hochschulsport hatte seine finanzielle Zusage für bis zu neun Spieler gegeben, ein Fahrzeug aus dem unieigenen Fuhrpark stand bereit, neun Spieler hatten ihre Teilnahme angekündigt; acht hätten wir nur gebraucht. Doch nachdem mich in der Woche vor Turnierbeginn zwei plötzliche Absagen ereilten, mussten wir den Wettkampf in Schwaben jeden Tag auf‘s Neue in Unterzahl aufnehmen.

Scheint also an mir zu liegen, vielleicht ein Fluch oder so…

Angekommen in Magdeburg

Morgen startet um 8.30 Uhr die erste Runde. Wir werden dann gegen ein Team aus der oberen Hälfte der Setzliste antreten. Also kein Druck, die Favoritenrolle liegt beim Gegner.

Update: Unser Erstrundengegner heißt Roter Turm Halle. Wir sind Außenseiter, aber natürlich wollen wir unsere Chance nutzen. Die Jungs gehen deshalb pünktlich zu Bett.

Magdeburg liegt an der Elbe. Wer nicht weiß, was er sich darunter vorzustellen hat: Sieht ungefähr so aus.

 

TuS Varrel erreicht zweite Pokalrunde
Max wird Gruppensieger beim Hans-Wild-Turnier